Montag, 18. April 2011

Eine Laune!?

Wer bin ich? Wo bin ich? Wann bin ich?

Fragen, die nur ein schlechter Schauspieler in einem schlechten Science-Fiction-Film über Zeitreisen und Amnesie stellen würde. Aber genau so fühle ich mich gerade. Ich habe keinen Kater, ich habe keine Black-Outs, ich habe auch keine wilde Unzucht mit zufälligen Bekanntschaften aus der nächsten Bar begangen. Aber dennoch ist alles grauer heute morgen. Die Ravioli von Maggi liegen mir schwer im Magen, ich hätte wohl nicht die komplette Dose auf einmal verschlingen sollen. Mein Kopf spielt Achterbahn, immernoch um den Gedanken kreisend, was Realität bedeutet, wie ein Aufschlag auf den Boden dessen bedeutet. Ein Schmerz, der doch nicht unbekannt ist, aber sich mit jedem Mal wie beim ersten anfühlt.
Wo stehe ich gerade? Ich meine nicht den Ort, die geographische Lage, sondern meine Lebenssituation. Stehe ich doch eigentlich im Nichts, ein "Point of no return", wie sie jede Lebenssituation ist. Man begeht einen Weg und muss den Rest seines Lebens damit leben. Einen Freifahrtschein zurück zur Gabelung gibt es nicht. Ein Leben hat keine mehreren Versuche, sondern nur einen und diesen einen Versuch gilt es, das Ganze durchzuspielen.
Was wäre wohl aus mir geworden, wenn ich etwas gemacht hätte? Was, wenn ich einfach nie das Gymnasium besucht hätte, sondern mich mit einem Realschulabschluss zufrieden gegeben hätte? Oder ich einfach nie sitzengeblieben wäre?! Ich wäre sicherlich allgemein glücklicher gewesen, aber zählt das Glück als einziges Gut im Leben? Ist es das momentane Glück, welches abhängig von der Glücksgrenze einem auch Glücksgefühle schenkt, das mich hätte wirklich glücklich und zufrieden gemacht? Ich bin noch keine 40 oder 50 Jahre alt, noch in keiner Midlife-crisis, zumindest dahingehend, dass das Durchschnittsalter meiner Generation wohl bei 80-90 Jahren liegt. Vielleicht hab ich doch schon die Hälfte meines Lebens erreicht, sodass ich letztlich 44 Jahre alt werde, was mein Körper für sich schon entschieden hat. Demnach würde ich meine Enkel wohl nie kennenlernen, sofern ich denn irgendwann Kinder haben werde, die sich mit 10 Jahren wegen ihren Hausaufgaben an mich wenden. Bei diesem Gedanken fängt es leise an in mir zu ticken, als würde meine Lebensuhr anfangen, die zweite Hälfte einzuläuten, damit ich immer daran erinnert werde, dass das Leben nicht immer lange ist, sondern manchmal sich den kosmischen Relationen unterwirft und wie ein Blitzschlag endet, wie es eigentlich begann.
Wie am Anfang findet man sich in einem Kampf wieder. Nur dieses Mal kämpft man nicht gegen tausende andere Spermien, ungeborene Leben, die auf ihre verdiente Chance warten und darum kämpfen, sondern man kämpft mit den tausenden anderen Möglichkeiten, wie das Leben hätte verlaufen können, weil jede Möglichkeit doch eigentlich ein Recht darauf hat, gelebt worden zu sein. Ich bin eine dieser Möglichkeiten, aber mein Recht scheint mir mehr eine Pflicht zu sein. Immerhin quäl ich mich jeden morgen beim Augenöffnen und Aufstehen, ich quäle mich zum Essen und zum Stuhlgang, während ich nur stillstehen will, ohne einen Zwang haben zu müssen, ohne dieses Elend im Spiegel zu sehen. Ich hoffe, das hier zu lesen ist annähernd so deprimierend, wie es zu schreiben, wobei ich nicht die Tat deprimierend finde, sondern die Fakten.
Wenn ich irgendwann mein Ende vor Augen habe, werde ich nicht rufen "Mehr Licht!", ich werde daliegen und nur reden, wenn jemand die heimliche Stille unterbricht, um den Übeltäter einen letzten Fluch an den Hals zu wünschen, dass er mir doch meine letzte Pause vor dem ewigen Nichts noch zu einer Qual gemacht hat.

Witzig, dass ich mich doch letzten darüber beschwert habe, dass die anderen alle schon so erwachsen sind, derweilen ich doch schon wie ein alter Mann im Sterben liegend daherrede, obwohl wohl nur ein Fakt meine eine Hoffnung zum kompletten Fallout gebracht hat. Etwas temporäres wurde aus dem Buch der Zeit gestrichen und ich schreibe schon ein halbes Testament. Eine Laune, ein Bruchteil eines Blitzes, ein Nichts, das ist es.
Und wenn ich jetzt die Augen schließe und sie sich später wieder öffnen, wird man sagen können, dass die Welt doch viel anders aussieht. Ich kann nur sagen: Ein hellerer Grauton macht die Welt nicht bunt, geschweige denn viel anders.

Dem Sonnenaufgang entrinnend,

Tono


Bildquelle: http://www.koerperwelten.com/download/pressimages/previews/1152652972.jpg

1 Kommentar:

  1. Hey Mann! Kopf hoch! Spaß ist, was du draus machst! Höre auf zu heulen und packs endlich an! Gerne vergisst man in Zeiten tiefster Traurigkeit alles Schöne im Leben. Nein, ich will dich jetz nich aus deinem Loch ziehen! Ich will dir nur paar Phrasen an den Kopf hauen, damit das schonmal abgehakt ist und du dich endlich mal mit anderen Dingen beschäftigen kannst^^
    Wie wäre es damit: Du bastelst dir jetzt ein riesengroßes Schild, das hängst du dir an die Wand/Stirn/Pobacke/Startleiste und darauf schreibst du: "When I am sad, I stop being sad and be AWESOME instead!" So und das lernst du jetz auswendig :P
    Wir müssen mal wieder nen Tag am See zubringen, junger Mann!

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