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Ich änderte mich dann in alle Richtungen ab, angefangen vom Pseudo-Deutschen, der Ausländer hasste, ohne zu wissen warum eigentlich, bis hin zum kiffenden Alternativen, der Punk-Rock mal gemocht hat. Nie war ich wirklich passend in einer der Rollen gewesen, weshalb ich mich entschied, etwas auszuprobieren: Ich werde etwas, was es noch nicht gibt, auch wenn ich es nicht vom Bauplan her bin, aber ich mache es einfach. Ich studierte meine Vergangenheit und die Möglichkeiten, die es sich zu entwickeln gab und so erschuf ich "Tono", wobei die Namensgebung einem Zufall überlassen war.
Die Merkmale des Charakters Tono sind die, dass er den Frauen zuhört, dass er versucht ein guter Kumpel zu sein, dass er jemand ist, mit dem man auch Spaß haben kann, dem man die geheimen Geheimnisse anvertraut, der spontan ist, kreativ, etwas poetisch und auch etwas verrückt. Bis heute bin ich Tono, auch wenn ich in der Zeit, die ich bereits in Leipzig verbringe, immerwieder diesen Charakter versucht habe abzuschütteln und einen neuen zu formen, der einfach nur Toni ist. Letztlich hat Tono gewonnen und das nur, weil er einfach zu lange vorhanden war.
Was ich in diesen Blog hier geschrieben habe, ist sozusagen das Tono in Person, wobei die Barriere die durch Gestik, Mimik und Sprache ausgelöst wird, gebrochen ist. Niemand hört, dass ich leicht stottere oder ab und zu Probleme habe, ein Wort zu finden, welches einfach ist. Niemand sieht, dass mein Oberkörper eine reine Deformation ist, niemand riecht, dass ich zwanzig oder vierzig Zigaretten am Tag rauche. Im Internet ist alles so flüssig, wie es der Zuschauer, der Zuhörer oder der Leser es haben will, also, wie du es willst. Genau deshalb habe ich mich für das Internet entschieden, um irgendetwas zu bewegen, weil der Alltag mir einfach ein Stein geworden ist, der nur darauf wartet, irgendwann wieder von jemandem in eine andere Richtung getreten zu werden.
Wenn es eine Möglichkeit gebe, den physikalischen Körper zu digitalisieren, dann wäre ich einer der Ersten, die das bereitwillig machen würden. Ich mache es nicht, weil ich dick bin oder zu dünn, nicht weil ich zu schlau oder zu dumm bin, nicht weil ich niemanden habe, der sich um mich sorgt oder der mich auch mal hasst, nein, ich mache es, weil ich hier nicht der sein kann, der ich meine zu sein, hier stotter ich, hier bekomme ich Kopfschmerzen, hier rauche ich, hier muss ich arbeiten, Wege laufen, Sackgassen ertragen, Termine einhalten, mein Leben planen, mein Leben neuplanen, hier muss ich einfach etwas machen und darf nichts tun.
Um zum Titel zurückzukommen: Ein Hirngespinst, das bin ich! Wen auch immer ihr in mir seht, der bin ich nicht, aber genau das seht ihr nicht ein, deshalb, wenn ich schon jemand sein muss, der ich nicht bin, dann bestimme ich das immernoch selbst.
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