Samstag, 30. Oktober 2010

Ich mag es, ...

… Statistiken auszuwerten.



Aber vorerst eine kurze Frage:
Sag mal, was geht dir gerade durch den Kopf? Vieles? Sicherlich, zumindest ist das ja eine Standardantwort, wenn man von halbwegs Fremden so etwas gefragt wird. Zumindest für den Durchschnittsmenschen.
Aber wo wir gerade beim Thema sind, wodurch definiert sich der Durchschnittsmensch? Natürlich machen wir jetzt eine Durchschnittsdefinition: Der Durchschnittsmensch definiert sich durch sein durchschnittliches Verhalten im Alltag. Es ist gern gesehen, wenn man einen Begriff nahezu mit sich selbst definiert, immerhin kommt man dann wenigstens ein kleines bisschen näher an die Aussage die ein Wort hinterlassen will.
Nunja, aber das Ganze realistisch betrachtet, ein Durchschnittsmensch ist einer, der fernsieht, Kaufhallen-Nahrung zu sich nimmt, ab und zu Fast-Food konsumiert, zu 65% Nichtraucher ist und zu 87% Alkohol zu sich nimmt.
Aber Statistik hin oder her, der Durchschnittsmensch definiert sich durch … nichts. Ein Durchschnittsmensch existiert nicht, schließlich ist der Durchschnitt eine Erfindung der Mathematik und heutzutage wird der Durchschnitt gerne genutzt, um den Durchschnitt zu ändern.
Eine Statistik belegt, dass viele Kinder und Jugendliche rauchen. Daraufhin beginnen Eltern ihre Kinder besser zu kontrollieren, indem sie diese immerwieder überprüfen (nach gelben Fingern schauen, an den Fingern riechen). So wird die Zahl der rauchenden Kinder gesteigert, weil es doch für Kinder meist verführerisch ist, wenn man etwas verbietet, was alle anderen machen.
Ähnlich ist es mit Alkoholvergifteten unter 18 Jahren, Eltern bekommen Angst und schon steigt die Zahl wieder. Eine Autounfallstatistik kann in der Erwachsenenwelt gegenteilig genutzt werden: Nach Veröffentlichung fahren einige bedachter und langsamer, wenn die Zahlen für Autounfälle steigen, vor allem, wenn noch gesagt wird, dass sie gestiegen sind und nicht gesunken.
Der Durchschnitt definiert letztlich nicht nur die Verhältnisse in einer Gesellschaft statistisch auf das Gesamtbild gelegt, sondern der Durchschnitt dient dazu, den Durchschnitt zu ändern.

Aber weiterhin muss man betrachten, dass Durchschnitte meist nicht stimmen, man kann nicht genau sagen, wieviele Raucher es in Deutschland zum Beispiel gibt, man kann sich nur 10000 herausgreifen und dann, wie das Wort schon sagt, den Durchschnitt, die Mitte des Ganzen, errechnen. Was aber passieren kann, ist, dass sehr viele rausgenommen werden können, die Raucher sind und nur wenige Nichtraucher die Gelegenheit bekommen, sich in einer Statistik einzubringen, das Ganze kann auch andersherum geschehen. Und so entsteht ein falscher Durchschnitt, besser gesagt, ein sehr falscher Durchschnitt.

Für die unter euch, die noch nicht wissen, wie die Analytiker auf ihre Statistiken kommen: Schaut ab und zu auf den Straßen, da stehen ein paar witzige Leute herum, manche haben euch sicherlich schon einmal angesprochen. Auch wenn ich Hoffnungen zerstöre, die vollbusige, junge Blonde wollte deine Handynummer nicht, weil sie dich mag, sondern weil sie noch fragen bezüglich einer Statistik hat, besser gesagt, einer ihrer Kollegen. Diese Leute befragen dich meist vor Ort oder versuchen dich telefonisch oder per Post auszufragen/zu belästigen.
Anderweitig gibt es auch ab und zu tolle Briefe vom Bundesamt für Statistik (BfS), die nur zufällig in deinen Haushalt flattern. Dahingehend ist die Frage, inwiefern das Ganze wirklich anonym bleibt, wobei ich dem BfS mehr Anonymität zutraue, als anderen Umfragegesellschaften, die auch gut und gerne veranlassen, dass du Werbung für eine Autoreparaturwerkstatt bekommst, vielleicht brauchst du es auch mal, es gibt auch Rabatte für dich, ganz sicher.

Schön ist auch zu sehen, dass heutzutage mehr Statistiken gemacht werden, als z.B. Autos verkauft, Unternehmen eröffnet oder in Deutschland sogar als Kinder gezeugt werden. Man könnte sich jetzt herauslehnen und sagen: "Ja, das Leben ist eine Statistik, ich bin eine Zahl in einer Statistik und ja, ich bin ein Durchschnittsmensch." Ich muss dir leider sagen: Ja, du bist es.
"Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe … ." wäre ein schönes Abschlusswort gewesen. Jedoch hat sich herausgestellt, dass diese Zitat NICHT von Churchill stammt, sondern von der Propaganda des ehemaligen Dritten Reiches ihm nachgesagt wurde. (vgl. "Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg"; Ausgabe: 11/2004; Seiten 50 bis 53)

Ich wünsche auf jeden Fall ein durchschnittliches "Guten Nacht".


Fotoquelle: http://www.wiedenroth-karikatur.de/KariAblage0806/PK080805_MigrantenGewaltStatistik.jpg

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