Nein, ich werde jetzt nicht über Computertechnik oder ähnliches anfangen zu schreiben, das wäre zu einfach. Lieber befasse ich mich einmal mit den Piraten, also die, die die Piratenpartei bilden, die "Orangenen".
Es gab vor einem Monat (oder vielleicht auch schon etwas länger her) einen kleinen Vorfall, der auf Twitter das Thema #7piraten hervorbrachte. Bis heute verstehe ich nur teilweise, wobei es bei diesem Vorfall ging und was die 7 Piraten angestellt haben. Ich könnte das jetzt breit und lang erklären, aber ich bin weder ein Lexikon, noch ein Wikipedia, noch ein restliches Internet, demnach: Pech gehabt.
Anderweitig wurde bei einer kleinen Online-Gesprächsrunde am Abend auch ein anderes Thema angesprochen, was mich doch wesentlich mehr beschäftigt: Die Piratenpartei orientiert sich an den großen und versucht alle Themengebiete, die eine Partei handhaben kann, zu handabschlagen..äh..haben. Also versucht die Piratenpartei indirekt das anzustreben, weswegen ich die großen Parteien u.a. hasse: Wenige Menschen entscheiden über zu viele Themengebiete und haben Ahnung von keinem davon. Werden die Piraten dann zukünftig im Verkehrswesen ihrem anziehenden Untrieb freien Lauf lassen und eine Kapergebühr für die Schiffsautobahn einführen?
Aber jetzt ernsthaft: Ich habe die Piratenpartei bewundert, weil sie sich einem allgemeinen Themengebiet zu gewandt haben, von welchem sie wissen, was sie erwartet, der Computerbranche, vornehmlich den Medien und dem Medienschutzsystem, aber das als Vorreiter. Die Piraten waren nicht so eine große "wir versuchen alles zu können, auch wenn wir keine Ahnung haben"-Partei und aber auch keine kleine "Bierzelt"-Partei, die sich um ein Bierzelt kümmert. Mit dem System der Themengebietspartei wäre in Zukunft die Chance gewesen unser System zu erneuern. Eine Partei KANN einfach nicht ein ganzes Land handhaben, dass hat man damals mit der NSDAP, der SPD, der CDU und der SED gesehen, eine Partei ist immer zum Scheitern verurteilt. Nebenbei sehe ich schon einige böswillige Kommentare auf mich zukommen, weil ich irgendjemandes Lieblingspartei neben seinen verhassten Parteien aufgestellt habe. Welche Partei das jeweils ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Nun zurück zum Thema: Eine Demokratie, die von mehreren Parteien unterschiedlicher Spezialisierung geleitet wird, ist wesentlich effektiver, als eine Demokratie mit SPD, CDU oder (und vorallem) FDP, auch wenn die FDP bisher noch kein Alleinherrscher war, kann man an ihr schon von weitem abschätzen, dass wir alle, zwei Tage nach Amtsantritt Westerwelles, mit Regenbogen-Tanga und feuchtem Muskelshirt uns unserem Herrscher einzeln oder zu dritt hingeben werden müssen. Nebenbei würde ich die Drei-Mann-Variante eher wählen, sofern ich nicht durch Suizid dem ganzen Vorbeugen kann, da ich denn wenigstens versuchen kann, das andere Opfer für den SlimFast Jabba der deutschen Politik schmackhafter zu machen, um damit meiner analen Jungfräulichkeit wenigstens noch einen Geburtstag mehr erreichen lassen zu können.
Mal das System (nicht bezogen auf die Drei-Mann-Variante) würde voraussetzen, dass jede Interessenpartei eine Gegenpartei hat und ein Thema anspricht, welches größeres öffentliches Interesse hegt (, d.h. Kleingärtnerpartei hat leider verloren, weil ca. 1/5 der Deutschen mindestens auf dieses Thema ansprechen müssen (Bundesamt für Statistik ftw) und die 5% hürde bleibt dennoch bestehen). So entstehen zwar Koalitionen zwischen 5-10 Parteien, aber jede hat ihr Spezialgebiet und keine andere kann da in die Suppe spucken.
A propos: Das System könnte man mit der Schulkantine vergleichen. Dort kann man zwischen 3 verschiedenen Mittagsgerichten wählen:
1. Spaghetti mit Tomatensoße und Lachs
2. Kartoffeln mit Roulade und weißer Soße
3. Reis mit Pampe (Instant-Fleisch inklusive, irgendwo mit reingestampft)
Weil Geschmäcker verschieden sind, wird es nicht allzu selten passieren, dass jemand keines der drei Gerichte mögen wird bzw. nur partiell.
Jemand hätte gern Reis, will aber keine Pampe und hätte auch gern Lachs, aber ohne Spaghetti und Tomatensoße und Kartoffeln hängen ihm, genau wie die Rouladen, schon lange zum Hals heraus. Dann bestellt sich derjenige Reis mit Lachs und weißer Soße.
Leider gibt es ein großes Problem an dem System: Der Wähler ist zu dumm und zu faul, er ist sich seiner Macht nicht bewusst und da die tollen großen Parteien immer viel versprechen und fast nichts halten bzw. genau das Gegenteil machen, vertraut kaum noch ein Wahlberechtigter auf die Politik (ich auch nicht).
Die Piratenpartei gab mir die Hoffnung, dass es noch eine Zukunft für die deutsche Politikeinöde gibt, aber mittlerweile sieht es nichtmehr so aus. Aber vielleicht besinnt sich die Piratenpartei wieder auf ihre Wurzeln, auf den Grundgedanken, dann gibt es noch Hoffnung, die dunkle Seite der Macht (Darth Schäuble keucht) für immer zu verdrängen.
Das bringt mich schon zu einem anderen Thema: das Gute kann ohne das Böse nicht existieren. Ich denke aber, dass ich das für den nächsten Eintrag aufhebe.
Gute Nacht wünsch ich dir armes Deutschland
Tono
Bildquelle: http://www.karikatur-cartoon.de/bilder/politik.jpg
Ich kann deine Kritik und deine Ängste nachvollziehen, dennoch habe ich Einwände.
AntwortenLöschenWas kann ich denn von einer Partei erwarten, die sich einzig auf den Datenschutz beruft, wenn sie für alles - sofern sie sich an politischen Entscheidungen beteiligen darf - dann Entscheidungsgewalt hat, das heißt pro oder contra stimmt? Stell dir vor, die Piraten wären insgeheim gegen Ausländer, für Rassenpflege etc. Und nun veröffentlichen sie nicht ihre vollständigen Weltanschauungen als Partei, sondern beharren - ob Familien-, Außen- oder Finanzpolitik - einzig auf ihrem Datenschutzprogramm...
Ich finde den Schritt, als Partei sein Programm ausführlicher verfassen zu wollen, für den Wähler nur von Vorteil. Warum soll ich denn die Katze im Sack bzw. die Kotze in der Nudelsuppe kaufen? Dann erfahre ich doch in der Kantine lieber, dass die Tomatensoße von glücklichen Tomaten vom Bauern nebenan kommt, als dass sie in Spanien unter unzumutbaren Bedingungen in Massentomatenhaltung in Rekordzeit hochgezüchtet worden ist.
Also: Gewinnen nicht beide - der Wähler und die Partei - wenn sich die Partei in ihrem Programm zu ihrer Gesamtpolitischen Haltung bekennt, als wenn sie nur ihr Ressort hoch hält? Die Piraten werden doch dennoch die Partei für Datenschutz und Internetfreiheit bleiben, oder etwa nicht?
Dann erweitern wir das ganze, der Wähler gibt an, für welches Interessengebiet er welche Partei wählt. Dann muss vorher eben erst herausgefunden werden, in welche Interessengebiete sich das ganze System teilen lässt und welche Parteien was abdecken.
AntwortenLöschenAußerdem hast du gleich das Problem angesprochen, was ich als aktuell sehe. Wenn ich dein Beispiel anschaue und die Piratenpartei wäre insgeheim gegen Ausländer, für Rassenpflege, etc., dann würde ich die Piraten überhaupt nicht wählen und müsste als Wähler auf den Datenschutz und die Internetfreiheit verzichten, weil keine andere Partei das bieten will.
Wie gesagt, bei dem System soll der Wähler entscheiden, was er von einer Partei haben will. Haxe, Zunge, Fuß, für kleine Perverslinge vielleicht Ochsenhoden, der Wähler entscheidet, was genau eine Partei beackert.
Bisherige Koalitionen haben doch gezeigt, dass die meisten Parteien anfangen, die gleichen Themengebiete zu beackern, aber auf unterschiedliche Weise und dabei der Wunsch des Wählers missachtet wurde. Das System würde immerhin auch die Zusammenarbeit von mehreren Parteien stärken und die Macht in Deutschland mehr dezentralisieren.
Und das System muss verändert werden, ich habe nicht umsonst die Karikatur genommen. Selbst wenn es eine Wahlbeteiligung von 1% geben sollte, kann daraus dennoch eine Regierung entstehen (die Tierschutzpartei bildet alleinig die Regierung, yeah) und bisher werden die Wahlberechtigten immer fauler oder müder von der ganzen Politikkacke.