Ich nehme mir nun die Freiheit heraus, die Geschichte vom Weihnachtsmann egoistisch und ohne Hemmungen nach eigenem Ermessen zuschreiben.
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"Verpisst euch ihr rotzfrechen Bengel!", der alte Mann war heute wieder betrunken. Er saß, wie jeden Tag, auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer seiner Wohnung, nippte an seiner Flasche Jack Daniel's und sah den jungen Frauen beim spazieren auf der Straße zu. Er lebte allein, hatte weder Frau noch Kinder. Einst hatte er eine Familie.
"Wenn ich euch noch einmal hier sehe, dann verspreche ich euch: ICH BRINGE EUCH UM, INDEM ICH EUCH DIE ARME UND BEINE ABHACKE UND ZUSEHE, WIE IHR IN DER MITTAGSSONNE VERBLUTET UND VERTROCKNET!", er war heute sehr betrunken. Er war jetzt 65 Jahre alt, zu alt um noch eine Frau zu beeindrucken und zu jung, um sich ernsthaft um einen Gesprächspartner im Jenseits Gedanken zu machen.
"Du wirst uns niemals in die Finger bekommen, du versoffenes Arschloch!", schon damals hatten Kinder keinen Anstand in Anwesenheit von Erwachsenen. Genauso hatten die Kinder sich noch keine Gedanken um ihre Zukunft gemacht, keine Aussichten auf einen Job und nur nackte Frauen und Ärger zum Warmanziehen im Kopf.
Die Kinder hatten an die Hauswand von dem alten Mann gepinkelt. 'Wenigstens diesmal nicht ein Haufen direkt vorm Ausgang', dachte der alte Mann und nippte nochmals an der Jack Daniel's Flasche. Trotz seines Alkoholikerdaseins, lebte der alte Mann sehr luxuriös. Er besaß ein eigenes Haus mit dutzenden Zimmern, viele Möbel und umsomehr Kleinkram. Dies kam dadurch zustande, dass die Frau, die einst ihm gehörte, aus einer reichen Familie stammte. Als sie verheiratet waren, so erinnert sich der alte Mann zurück, hatte sie nicht wirklich gelächelt. Genauso war es mit seiner Tochter. Beide haben sie nie gelächelt. Das war ein Grund, der den alten Mann dazu ermutigte, beide im Schlaf zu erschlagen und im Keller des Hauses zu vergraben. Niemand fragte nach dem Verbleib der beiden, da man sofort darauf schloss, dass beide in eine andere Stadt gezogen sind. Er schämte sich nicht, er dachte auch nicht weiter darüber nach, außer vielleicht, dass er niemanden hatte, der ihm weiteren Alkohol kaufen konnte. Auf die Ersparnisse seiner Frau hatte er wiederum Zugriff, sonst wäre er längst tot gewesen.
"Ey, du alter Alki!", die Kinder waren wieder da. Sie hatten Schneebälle geformt, wahrscheinlich hunderte. "Wagt es ihr kleinen Missgeburten!", der alte Mann bewegte sich siegessicher nicht von seinem Fensterbrett herunter. Die Kinder begannen mit dem Bombardement. Die ersten Schneebälle verfehlten den alten Mann und auch die ersten, die ihn trafen, bewegten ihn nicht von der Stelle. Als er jedoch wieder die Flasche in die Hand nahm, um sich nachzuschenken, traf eines der Kinder diese. Die Flasche viel herunter und zerberstete auf dem Boden. Die Grenze war überschritten. Der alte Mann stand auf und in seiner Wut griff er nach allem, was er in seiner Reichweite fand. Geschirr, handgroße Statuen, Spielsachen seiner Tochter, Schmuck seiner Frau. Die Kinder hatten schon längst aufgehört zu schießen und sammelten das herausgeworfene ein. Als er sich wieder vom Fenster wegtrehte, warf er eine Kerze neben sich um, die wiederum auf den Jack Daniels fiel. Der alte Mann war blind vor Wut und ignorierte das Feuer. Während alles im Raum anfing zu brennen, warf der alte Mann weiter wahllos ergriffene Gegenstände aus dem Fenster. Auch als er selbst bereits brannte, warf er weiter und weiter und weiter und weiter.
Als alles vorbeiwahr, dachten die umliegenden Menschen, die den alten Mann nicht kannten, dass dieser im Feuer gefangen war und seines Todes sicher. Deshalb wollte er wohl den Kindern noch sein letztes Hab und Gut vermachen ohne Gegenleistung. Spätere Generationen benannten diesen Mann "Weihnachtsmann".
Ich gebe zu, die Geschichte ist zum Ende hin etwas unrealistisch, aber immernoch realistischer als ein alter Mann der in einer Kutsche, die von Rentieren gezogen wird, in 24 Stunden alle Menschen auf der Welt mit Geschenken beliefert.
Frohe Weihnachten.